Vortrag: Hans Joachim Mund und die Anfänge der Gefängnisseelsorge in der DDR

Termin: 14. April 2023, 15.00 Uhr
Ort: Gemeindehaus der St. Thomasgemeinde, Bethaniendamm 25, 10997 Berlin
Eintritt frei. Um eine Spende wird gebeten.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde des Instituts,

wir laden Sie ganz herzlich zu unserer ersten Veranstaltung im Jahr 2023 ein. Im Mittelpunkt werden der religiöse Sozialist Hans-Joachim Mund und Anfänge der Gefängnisseelsorge in der DDR stehen. Als Referentin haben wir dazu die Siegener Historikerin Frau Dr. Siedek-Strunk eingeladen.
Wir freuen uns, Sie zu dem Vortrag begrüßen zu können. Selbstverständlich sind Freunde und Bekannte von Ihnen, die sich für das Thema interessieren, gern bei uns gesehen.

Zum Thema

Die Siegener Historikern Dr. Stefanie Siedek-Strunk spricht in ihrem Vortrag über die Anfänge der evangelischen Gefangenenseelsorge in der DDR, die in starkem Maße von dem evangelischen Theologen Hans-Joachim Mund (1914-1986) geprägt war. Der aus Brandenburg an der Havel stammende Mund hatte sich während des Studiums in Berlin auf Anregung von Arthur Rackwitz dem Bund der Religiösen Sozialisten und zwei Jahre später 1934 auch der Bekennenden Kirche und Hochkirchlichen Vereinigung Friedrich Heilers angeschlossen.
1946 wurde Mund Pfarrer in Berlin Tempelhof, um dann aber in die SED einzutreten und 1949 nach Ostberlin überzusiedeln. Dort arbeitete er in der Kulturabteilung des Zentralsekretariats der SED als Referent für Kirchen- und Religionsfragen. Außerdem trat er dem Arbeitskreis der Religiösen Sozialisten bei und wurde Mitglied der Bruderschaft sozialistischer Theologen. 1958 zählte er zu den Gründungsmitgliedern des Bundes evangelischer Pfarrer in der DDR.
Bereits 1950 hatte ihm die Regierung als Gefängnispfarrer die Betreuung der neun Strafanstalten für politische Gefangene übertragen. Drei Jahre später wurde er zum Leiter der Seelsorge bei der Volkspolizei berufen. Hatte er 1948 noch die Berufung von Emil Fuchs an die Universität Leipzig veranlasst, verstärkte eine nebenamtliche Tätigkeit an dessen religionssoziologischem Institut die Vorbehalte Munds gegenüber der DDR. Durch die persönliche Begegnung mit den Gefangenen waren ihm vorher bereits Zweifel an seinem Tun gekommen. 1959 siedelte Mund auf Anraten von Bischof Otto Dibelius mit seiner Familie in den Westen über, wo er in Wasserburg in der Bayerischen Landeskirche eine Pfarrstelle erhielt. Seit den 1960er Jahren engagierte sich Mund in der ökumenischen Bewegung und im christlich-jüdischen Dialog. Seine Tätigkeit für den Bund der Religiösen Sozialisten hatte er aufgegeben.
Bekannt wurde Mund vor allem durch seine Beziehung zu Fritz J. Raddatz, den er mit dem Schriftsteller Walter Kempowski, einem früheren Häftling in Bautzen, bekanntmachte. Der spannende Vortrag von Dr. Stefanie Siedek-Strunk konzentriert sich besonders auf Tätigkeit von Mund in der frühen Gefangenenseelsorge der DDR.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Joachim Heise          Prof. Dr. Horst Junginger